Lachyoga ist eine noch relativ unbekannte Methode des Stressabbaus. YaaCool hat sich von Reinhard Käfferlein, einem vom Verband der deutschen Lachyoga-Therapeuten ausgebildeten Lehrer, erklären lassen, wie man mit Lachen Stress verringern kann.
Waren Sie schon einmal in einem Lachclub? Dort treffen sich die unterschiedlichsten Menschen, um gemeinsam ihrer Leidenschaft nachzugehen: dem herzhaften Lachen. In Verbindung mit der alten Lehre des
YogaYoga ist eine alte, indische Entspannungslehre und Philosophie, die wörtlich mit "Einheit“ und „Harmonie" übersetzt wird.
mehr soll das Lachen zu mehr Ausgeglichenheit, Schönheit, kurz: einem besseren Leben führen. Trotz anfänglicher Skepsis haben wir uns bei jemandem schlau gemacht, der sich mit dem Thema auskennt: Reinhard Käfferlein ist Lachyoga-Trainer und erzählt im YaaCool-Interview, was man sich genau unter Lachyoga vorzustellen hat.
YaaCool: Herr Käfferlein, Sie bezeichnen sich selbst als Lachtrainer und Sie geben Lachseminare. Die meisten unserer Leser werden sich darunter wahrscheinlich nur wenig vorstellen können. Was erwartet die Teilnehmer Ihrer Lachyoga-Seminare genau?
Reinhard Käfferlein: Die Teilnehmer erwartet zunächst einmal eine Atmosphäre der Offenheit und der gegenseitigen Wertschätzung. Als Lachtrainer versuche ich ein Klima zu schaffen, in dem jeder ohne Druck oder gar Stress aus sich herausgehen kann. Nach einer Einführungsrunde machen wir uns mit Dehnübungen erst einmal locker oder wir tanzen zu flotter Musik quer durch den Raum. Diese körperliche Entkrampfung und Lockerung ist wichtig, denn mit einem angespannten Körper lacht's sich schwer. Dann folgt die erste Lachyoga-Runde mit Lachübungen. Das sind zunächst Übungen, die aus ganz alltäglichen Handlungen abgeleitet sind, wie zum Beispiel das Begrüßungslachen. Dabei beginnen wir zunächst mit einem absichtlichen Lachen, das aber dann bei den meisten bald in ein echtes Lachen überwechselt. Manchmal funktioniert das gleich, bei anderen dauert es ein bisschen länger. Es ist aber auch vollkommen in Ordnung, wenn ein Teilnehmer erst einmal nur lächelt, wenn sich das richtige Lachen noch nicht gleich einstellen will. Es gibt keinen Druck, keinen Zwang lachen zu müssen. Das ist eine weit verbreitete Vorstellung von Menschen, die Lachyoga nicht kennen: "Da muss man lachen und noch dazu künstlich." Eben nicht! Das künstliche Lachen ist nur der Anfang. Meine Erfahrung zeigt, dass das bei den meisten bald in echtes Lachen übergeht. Dafür sorgt schon der Ansteckungsfaktor in der Gruppe. Und der Trainer! Er hat gerade am Anfang die ganz wichtige Aufgabe, die einzelnen Teilnehmer und das Klima in der Gruppe zu beobachten und behutsam zu steuern. Zwischen den Lachübungen werden dann immer wieder Atemübungen eingelegt, die im Lachyoga eine ganz wichtige Funktion haben. Ebenso wie die sogenannte Hoho-Hahaha-Klatschübung. In der Regel entwickelt sich im Laufe des Seminars dann ein sehr schönes Lach-Klima, und die Teilnehmer verlieren mehr und mehr ihre Hemmungen. Dann ist es Zeit für den "Lach-Stern". Dabei liegen alle sternförmig auf dem Boden, die Köpfe innen nahe beieinander. Es dauert nicht lange, bis dann ganz von alleine das allgemeine Gelächter losgeht, und das kann bis zu einer halben Stunde dauern oder noch länger. Dabei erleben dann die Teilnehmer eine Intensität und Dauer ihres Lachens, die manche in dieser Weise lange nicht mehr gekannt haben. Was Sie bei mir nicht erwartet, ist ein Lachen auf Kommando und ein mechanisches Abspulen von Lachübungen. Vielmehr: ein fein aufeinander abgestimmtes Instrumentarium von Übungen mit wohltuenden Wirkungen auf Körper, Geist und Seele.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Obwohl ich mich selbst als ziemlich humorvollen Menschen bezeichnen würde, stehe ich dem Thema Lachyoga eher skeptisch gegenüber. Wenn ich mal Fernsehberichte über Lachclubs gesehen habe, war das ganze für mich eher befremdlich. Begegnen Sie häufiger solchen Vorurteilen?
Reinhard Käfferlein: Ja, ich kenne solche Vorurteile. Ich bekomme das öfter mit, wenn ich bei Lachwanderungen oder mitten in der Stadt mit meinen Teilnehmern Lachyoga mache. Dann gibt es schon Passanten, die verwundert den Kopf schütteln, und andere, die unverblümt fragen, ob wir noch alle Tassen im Schrank hätten. Es ist für einen Außenstehenden auch ziemlich skurril, wenn er Menschen zusieht, die gerade dabei sind Lachgas zu inhalieren - imaginär natürlich - und dann losprusten. Aber wenn man selber mit dabei ist, schaut das Ganze anders aus, und erst dann erlebt man, wie das auf einen wirkt. Meine Vision ist, dass die Menschen irgendwann sagen: "Komm, gehen wir zum Lachen", genau so selbstverständlich, wie man heute zum Kegeln oder zum Tanzen geht. Oder ich stelle mir vor: Wir stehen zum Beispiel an der Bushaltestelle, und anstatt dass jeder muffelig vor sich hin wartet, gibt man sich die Hand, begrüßt sich lachend und verabschiedet sich mit einem "Lach’s gut!"
Zugegeben: Das ist eine interessante Vorstellung. In unserer Gesellschaft ist es ja aber momentan noch so, dass man eigentlich nur aus ganz bestimmten Anlässen lachen darf: Wenn man etwas Lustiges sieht oder hört, oder wenn man gekitzelt wird. Wer aus anderen Gründen lacht - oder vielleicht sogar völlig grundlos - wird schnell als "irre" angesehen. Was denken Sie darüber? Und würden Sie unsere Gesellschaft als lachfeindlich bezeichnen?
Reinhard Käfferlein: Als lachfeindlich würde ich unsere Gesellschaft insgesamt nicht bezeichnen. Aber es ist schon richtig, dass das Lachen in der Öffentlichkeit gewissen gesellschaftlichen Konventionen unterliegt. Lachen mit anderen wird immer dann akzeptiert, wenn alle wissen, worüber gelacht wird. Das zeigt auch, dass gemeinsames Lachen eine wichtige soziale Funktionen hat. Wer in einer Gruppe mitlachen darf, ob im Betrieb oder im Bekanntenkreis, wird akzeptiert. Andererseits kann eine Gruppe auch jemanden ausgrenzen, indem sie ihn - im schlimmsten Falle - durch Auslachen zum Opfer macht. Nun basiert aber ja gerade das Lachyoga auf dem "Lachen ohne Grund". Das heißt, es entkoppelt den Lachimpuls von äußeren Anlässen, so dass ich - nach entsprechender Übung - jederzeit und ohne Anlass loslachen kann. Und ein solches grundloses Lachen irritiert natürlich die meisten Menschen. Aber wenn sich Lachyoga weiter verbreitet, wird sich das geben. Ich bin da sehr optimistisch ...
Sie meinen also, dass auch Skeptiker wie ich Spaß und Entspannung beim Lachyoga finden können, oder muss man besonders offen dafür sein?
Reinhard Käfferlein: Ich gehe einmal davon aus, dass auch Sie irgendwann fällig sind, das heißt, gar nicht mehr anders können als herzhaft zu lachen. Aber natürlich: Je größer Skepsis, Vorbehalte, gar innere Ablehnung, desto schwerer wird es, sich auf das Lachyoga einzulassen. Deswegen empfehle ich meinen Teilnehmern immer, ihren kontrollierenden Verstand und ihren "inneren Kritiker" für die Dauer des Seminars an der Garderobe abzugeben. Das ist für viele nicht ganz einfach, aber es geht. Teilnehmer bestätigen mir immer wieder, dass es ihnen ab dem Zeitpunkt, ab dem sie aufhören, darüber nachzudenken, was sie tun, viel leichter fällt.
Was für Menschen kommen zu Ihren Seminaren? Gibt es bestimmte Bevölkerungsgruppen, die besonders gerne Lachyoga betreiben?
Reinhard Käfferlein: Da lässt sich keine bestimmte Bevölkerungsschicht ausmachen. Es geht quer durch alle Altersschichten oder auch Berufsgruppen. Es sind Jugendliche dabei, es kommen Senioren. Es kommen Menschen, die nicht mehr viel oder gar nichts mehr zu lachen haben, wie auch Menschen, die von Haus aus viel und gerne lachen. Eines aber lässt sich doch feststellen: Es sind (noch) mehr Frauen als Männer.
Für gewöhnlich wird Lachyoga ja in Gruppen ausgeübt. Kann man es auch alleine zu Hause praktizieren?
Reinhard Käfferlein: Sicher kann man die Übungen des Lachyoga auch alleine zu Hause praktizieren. Wenngleich das natürlich ganz alleine etwas schwieriger ist, weil einfach der Ansteckungsfaktor in der Gruppe nicht gegeben ist. Mit einem Partner ist das schon etwas einfacher, zumal wenn beide ein Lachseminar mitgemacht haben und dann die Übungen daheim weiter praktizieren. Wer einmal auf dem Lachyoga-Trip ist, entwickelt dann selbst aus vielen alltäglichen Situationen oder Handlungsabläufen Lachübungen. Wenn man ganz alleine ist, kann man es einmal mit den Finger-Yoga-Lachübungen probieren. Sie wurden aus den uralten indischen Mudras entwickelt.
Unsere Website befasst sich ja in erster Linie mit dem Thema Schönheit. Wie würden Sie den Effekt des Lachyoga auf das Aussehen der Praktizierenden einschätzen?
Reinhard Käfferlein: Da gibt es einen ganz enormen Effekt! Wer ausgiebig gelacht hat, ist von einer inneren Freude erfüllt, er fühlt sich gut, zufrieden, manchmal fast euphorisch. Und das strahlt nach außen aus: Die Augen glänzen, der Mund lächelt, der ganze Mensch wird von anderen als sympathisch erlebt. Wer regelmäßig Lachyoga betreibt, wird auch feststellen, dass sich seine Grundstimmung im Laufe der Zeit zum Positiven wandelt. Er wird optimistischer, motivierter, empfindet wieder mehr Lebensfreude – und das macht ihn auch für andere Menschen attraktiv und sympathisch. Wer ist schon gerne mit einem miesepetrigen Pessimisten zusammen?
Da haben Sie recht. Wie sieht es eigentlich mit dem Kalorienverbrauch beim Lachyoga aus, gibt es dazu Zahlen?
Reinhard Käfferlein: Mir ist lediglich eine einzige Studie aus den USA dazu bekannt. Demnach verbrennt 10 bis 15 Minuten intensives Lachen pro Tag 10 bis 40 Kilokalorien. Als Methode zum Abnehmen ist das Lachyoga also nicht unbedingt so geeignet. Aber dafür hat ausgiebiges Lachen ja eine Reihe anderer gesundheitsfördernder Wirkungen: Es versorgt den Körper mit viel mehr Sauerstoff, mit stressmindernden Hormonen, mit "Glücksbotenstoffen". Es ist ein regelrechtes Fitnesstraining: Etwa 80 Muskeln, davon 17 alleine im Gesicht, werden beim Lachen beansprucht. Insofern ist Lachyoga als Ergänzung zu einer Diät oder dergleichen eine tolle Sache, zumal das Ganze dann viel mehr Spaß macht.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Worüber können Sie selbst am meisten lachen?
Reinhard Käfferlein: Oh, da gibt es - inzwischen - wieder vieles. Mir war ja, bevor ich vor fünf Jahren mit dem Lachtraining angefangen hatte, mein Lachen und meine Lebensfreude regelrecht abhanden gekommen. Heute kann ich mich wieder über die Filme von Charlie Chaplin, Heinz Erhardt und die Sketche von Loriot amüsieren. Auch über die kleinen Dinge des Lebens freue ich mich wieder mehr, es muss ja nicht immer der große Lachanfall sein. Nicht zuletzt kann ich auch über mich selbst lachen, über meine eigenen Fehler, Unzulänglichkeiten. Dafür gibt es ja auch spezielle Lachyoga-Übungen. Und das wünsche ich auch allen Leserinnen und Lesern: Nehmen Sie sich selbst nicht mehr so ernst. Erlauben Sie sich, über Ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Das erleichtert das Leben ungemein! Und wenn Sie einen Anstoß dazu brauchen: Dann probieren Sie Lachyoga einfach mal aus.
Herr Käfferlein, vielen Dank für das interessante Interview!
Zur Person: Reinhard Käfferlein
Reinhard Käfferlein hat sich als Lachtrainer selbstständig gemacht und bietet in Garmisch-Partenkirchen, aber auch deutschlandweit Lach-Seminare, Lach-Wanderungen und Vorträge über Lachen und Lach-Yoga an. Er ist autorisierter Ausbilder des Verbands der deutschen Lach-Yoga-Therapeuten. Zudem unterrichtet Käfferlein an der Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen.